Messebericht OPTI 2017, München

Am Sonntag um ca. 10 Uhr ging es für uns auf der Opti 2017 in München los. Wie jedes Jahr war um diese Zeit bereits einiges los bei den Ausstellern. Die Opti München ist die erste der drei “großen” Optiker-Fachmessen, welche jährlich stattfinden. Ende Februar folgt die Mido in Mailand und letztendlich die Silmo in Paris Ende Oktober.

Zwar ist die Opti in München die Kleinste der genannten Messen, jedoch mit 4 Hallen und jährlich fast 600 Ausstellern für mich persönlich groß genug, um unter enormen Zeitdruck zu geraten! Aus diesem Grund bedarf es im Vorfeld schon einer guten Planung; allerdings kommt es anders als man denkt! Der Plan scheitert meist schon beim Betreten der ersten Halle, da man durch die Vielzahl an Eindrücken immer wieder neue Themenbereiche entdeckt, über die man sich näher informieren möchte. Sei es eine neue Kollektion, ein auffällig gestalteter Stand oder ein äußerst engagierter Sales-Manager, der “DIE bahnbrechende, neue und selbstverständlich beste” Kontaktlinse im Bereich der Kontaktlinsenoptometrie erklären muss. Der industrielle Fortschritt im Sektor der Kontaktlinsen ist förmlich gewaltig. Nahezu halbjährlich findet man neue Technologien, die bei näherer Erklärung natürlich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Des Weiteren entwickelt sich auch der Bereich der Brillenglasbestimmung – Refraktion – ständig weiter und bietet neue Optionen.Zwar standen diese Bereiche auf dem Zeitplan des heutigen Tages, allerdings mit einem zu gering geplanten Zeitfenster! Die neueste Innovation auf diesem Gebiet beschäftigt sich mit der sogenannten 3D-Refraktion – hierzu werde ich allerdings einen eigenständigen Bericht verfassen, um Ihnen das Thema näher zu bringen!

Der nächste Weg führte uns zu ANDYWOLF. Wie erwartet ging an diesem Stand wie gewohnt “die Post ab”. Nicht nur, dass sich hier für mein Empfinden die meisten Leute befanden, sorgte zusätzlich noch ein eigener DJ für die richtige Stimmung.

Die Truppe rund um Wolfgang (einer der beiden Founder von ANDYWOLF und der überaus fesche Bursche mit dem lässigen, roten Anzug am Foto) haben ein extrem cooles Auftreten – stylisch durch und durch – wie auch die gesamte Kollektion. Das Konzept ist sowohl vom Design her – bewundernde Blicke sind garantiert – als auch von der anatomischen Ausführung, die eine perfekten Sitz verleiht, bis hin zur technischen Qualität perfekt durchdacht. Einfach nur genial! Die Krone wird dem ganzen noch durch eine wichtige Tatsache verliehen: ANDYWOLF ist ein rein österreichisches Unternehmen mit Sitz in Hartberg, Steiermark.

MADE IN AUSTRIA – vom ersten Entwurf auf Papier bis hin zur fertigen Brillenfassung!

Dem Thema Naturstoffe bzw. Naturmaterialien wird in der Fassungsherstellung immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Mittlerweile gibt es Brillen aus Holz, Stein und sogar Papier. Stein zur Brillenherstellung zu verwenden hat mich persönlich auch dieses Jahr nicht überzeugt. Meines Erachtens nach ist das Material schlichtweg zu schwer, zu klobig und steckt hinsichtlich der Verarbeitung noch zu sehr in den Kinderschuhen.                                                                                                                                                                         Die Brillenfassungen aus Papier haben mein Interesse ebenfalls nicht wecken können, da die derzeit verfügbaren Kollektionen absolut nicht meinen Geschmack treffen und ich die verfügbare Zeit somit für andere Bereiche nutzen wollte. Die Muster sind mir persönlich zu extrem, da ich der Ansicht bin, dass eine Brille keinesfalls ein Fremdkörper im Gesicht sein darf. Farblich auffallend, mehrere Farben kombiniert, verrückte Designs – ja! Allerdings darf der Gesamteindruck nicht als störend empfunden werden – und genau das war bei den Papierdesigns der Fall…

Das dritte besagte Naturmaterial, mit dem ich mich beschäftigen möchte, ist Holz. Die Brillenfassung aus Holz ist meines Erachtens nach eine der besten Entwicklungen, die in den letzten Jahren Einzug im Bereich der Brillenherstellung halten konnte!

Am Stand von WoodFellas konnte man einfach nicht vorbeigehen, ohne einen Zwischenstopp einzulegen (siehe Fotos). Bisher hatten Holzbrillen leider ein entscheidendes Manko – der Preis war in einem verhältnismäßig hohen Sektor angesiedelt. Unter 500 Euro spielte sich nichts ab. Nicht so bei WoodFellas! Die Firma bietet Echtholzbrillen um 289 Euro an. Dies rief bei mir natürlich sofort riesige Skepsis hervor, da ich vermutete, dass der niedrige Preis auch qualitativ seine Spuren hinterlassen muss. Ich wurde jedoch eines Besseren belehrt! Durch die qualitativ hochwertige Fertigung, sowie einer sehr gefälligen Formgestaltung erlosch meine anfängliche Skepsis und wich der Freude, endlich eine Echtholzbrille gefunden zu haben, die weit unter dem bisherigen Preisniveau liegt, ohne an Qualität einzubüßen.Ab diesem Zeitpunkt waren wir richtig gut gelaunt, da wir unser persönliches, jährliches Messe-Erfolgserlebnis hatten!

On top fiel uns dann noch der Stand von Komono auf. Das Wort “Komono” kommt aus dem japanischen und bedeutet soviel wie “kleine Dinge”. Genau dieses Konzept verfolgen die Macher dieser modischen Fassungslinie. Groß im Design, klein im Gesicht. Nicht jede/r Brillenträger/in hat ein großes Gesicht oder möchte eine große Brille/Sonnenbrille tragen. Bei Komono findet sich bestimmt die passende Brillenfassung. Größen rund um 50mm Brillenglasdiagonale bieten auch eher schmaleren Gesichtsformen eine perfekte Alternative zu den herkömmlichen, riesigen Fassungsformen  – allerdings ohne am Design Abstriche machen zu müssen. Konomo ist eine unglaublich starke Linie, die wir definitiv in unser Programm aufnehmen mussten.

Sehr auffallend bei unserem Messerundgang war, dass eher zarte Metallfassungen ganz stark im Vormarsch sind. Der klassische Retro-Style, die typische Nerd-Brille wird aber definitiv nicht leicht vom Markt zu verdrängen sein. Bei den Formen ist der Trend ganz klar ersichtlich – RUND bzw. PANTO.

Die sogenannten Start-up Unternehmen waren in Halle C1 anzutreffen. Selbstverständlich führte uns unser Weg auch dort hin! Unser Fazit: Durch die Bank wirklich lässige Kollektionen. Eine dieser besagten Start-up Kollektionen möchte ich kurz hervorheben und näher beschreiben.

YouMawo mit Sitz in München erzeugen Fassungen in einem 3D-Drucker. Mit Hilfe einer App wird die komplette Gesichts-/Kopfstruktur vermessen. Man kann sich das ähnlich wie in einem klassischen Science-Fiction Film vorstellen! Das gesamte Gesicht, oder vielmehr der komplette Kopf wird auf einem Bildschirm als 3D-Animation betrachtet – sehr futuristisch.Der Clou an der ganzen Sache ist, dass man im Prinzip jeden Parameter seiner Brille verändern kann. Sei es die Größe, Form, Bügellänge oder aber auch der Winkel eines bestimmten Brillenteils wie z.B. die Nasenauflage. Im Moment sind diese Fassungen nur in Polyamid erhältlich. Grundsätzlich ist dies ein tolles Kunststoffmaterial, da es antiallergisch ist. Jedoch sieht es für meinen Geschmack recht billig aus, was dem Preis von 500 Euro aufwärts leider sehr entgegenwirkt. In meinen Augen muss bei einer Maß-Brille das gesamte Paket passen, was selbstverständlich auch das Material inkludiert.Meines Erachtens nach liegt ein Teil der Zukunft der Brillenherstellung im Bereich der Maßanfertigung definitiv in diesem Verfahren, dennoch sind die Jungs mit dieser Innovation wohl eine Spur zu früh auf dem Markt gestartet, um dies fest zu etablieren. Andererseits bietet die Zeit viele Möglichkeiten, um Erfahrungswerte zu sammeln und diese in Zukunft bestmöglich umsetzen zu können.

Mein persönliches, prägnantes Fazit zur computerunterstützten 3D-Herstellung einer Brillenfassung: Insgesamt steckt dieses Verfahren noch zu sehr in den Kinderschuhen, obwohl es ein sehr rundes, ausgeklügeltes System ist, bei dem sehr viele Faktoren, die wir “schlauen” Optiker bekritteln würden, bereits bedacht sind.

Die technischen Aspekte hinsichtlich Glasdesigns, Beschichtungen, Digitalisierung, etc. erspare ich Euch/Ihnen vorerst mal. Im Laufe des Jahres werde ich das ein oder andere Thema in einem separaten Bericht aufgreifen und näher beschreiben.

Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam in die spannende Welt der Optik eintauchen könnten und ich Ihr starker Partner sein darf, wenn es um die Sicht der Dinge geht.

Schauen Sie in der Sehwerkstatt Klosterneuburg vorbei!

Christian Trautenberg

Optometrist